„Willi Sitte. Frühe Werke 1950-1960“

22. Januar – 25. April 2011

Museum für aktuelle Kunst – Sammlung Hurrle Durbach, Almstraße 49, 77770 Durbach

Willi Sitte gehört zu den Künstlern der Nachkriegszeit, die die Entwicklung der Bildenden Kunst in der DDR, maßgeblich mitgeprägt haben. Die Ausstellung in Durbach richtet das Augenmerk auf die frühen Jahre und zeigt, erstmals überhaupt, eine repräsentative Auswahl der zwischen 1950 und 1960 entstandenen Gemälde, in denen die Auseinandersetzung des jungen Sitte mit der klassischen Moderne und speziell mit Pablo Picasso und Fernand Léger zum Ausdruck kommen.

Die Ausstellung findet anlässlich des 90. Geburtstages von Willi Sitte statt, der am 28.2.1921 in Kratzau/Chrastava (heute Tschechische Republik) geboren wurde und seit 1947 in Halle lebt. Seine Biographie ist zugleich ein Stück Zeitgeschichte. Seine Ausbildung begann er 1936 an der Kunstschule in Reichenberg/Liverec, wechselte 1939 an die Herman-Göring-Meisterschule für Malerei in Kronenburg/ Eifel, wurde aber bereits im darauf folgenden Jahr nach der Beteiligung an einer Protestaktion gegen die dortigen Arbeitsverhältnisse zum Kriegsdienst eingezogen. 1944 flüchtete er aus der Wehrmacht nach Norditalien und schloss sich der Resistenza an. Nach Kriegsende blieb Sitte zunächst in Italien und arbeitete dort künstlerisch bevor er nach Halle übersiedelte, wo er an der Kunst- und später Hochschule Burg Giebichenstein ab 1951 als Lehrbeauftragter und von 1959 bis 1986 als Professor lehrte. Schon früh engagierte sich Sitte im Verband Bildender Künstler, wurde 1964 in den Zentralvorstand und 1974 zum Präsidenten gewählt. 1969 wurde er Ordentliches Mitglied der Deutschen Akademie der Künste zu Berlin und erhielt den Nationalpreis II. Klasse für Kunst und Literatur. Das Leben des Künstlers Sitte ist von dem des Politikers nicht zu trennen: Bei seiner Wahl zum Abgeordneten der Volkskammer der DDR 1976 war er zugleich Direktor der Sektion Bildende Kunst und Angewandte Kunst an der Hochschule. Seine Wahl zum Mitglied des Zentralkomitees der SED 1986 fiel mit seiner Emeritierung zusammen und eröffnete ihm zugleich die Möglichkeit aus höchster partei-politischer Position Einfluss auf die weitere Kunstentwicklung zu nehmen. Aber nicht nur in der DDR wurde der überzeugte Verfechter der sozialistischen Kunstdoktrin mit zahlreichen Auszeichnungen, etwa 1979 dem Nationalpreis der DDR I. Klasse für Kunst und Literatur, geehrt, auch im Westen fand seine Kunst immer wieder Beachtung, wie die Verleihung des Burda-Preises 1966, die Goldmedaille der 3. Internationalen Grafikbiennale in Florenz 1972 oder die Einladung 1977 zur Documenta 6 nach Kassel zeigen.

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